Als nach der Wiedervereinigung der Beschluss gefasst wurde, die deutsche Hauptstadt nach Berlin zu verlegen, wollte Bonn die Beamten und Behörden nicht einfach so ziehen lassen. Zu sehr war man abhängig von den politischen Gremien und dem Bundesapparat geworden, hatte teure Kultureinrichtungen und Infrastruktur aufgebaut, um das alles aufzugeben. Und so wurde ein Gesetz verabschiedet, das zum Beispiel dem Bundespräsidenten und dem Kanzler / der Kanzlerin einen zweiten Geschäftssitz in Bonn einräumte. Auch einige Ministerien sind immer noch in Bonn ansässig:
- das Verteidigungsministerium
- das Landwirtschaftsministerium
- das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
- das Umweltministerium
- das Gesundheitsministerium und
- das Bildungs- und Forschungsministerium
Damit wurde vielen Beamten und Angestellten die Möglichkeit gegeben, weiterhin im gewohnten Umfeld zu leben. Es blieben aber auch einige politische Verbände und Lobbyisten in Bonn. Heute wird in der Bundesstadt Politik vor allem hinter verschlossenen Türen gemacht: Bonn gilt als der Ort, an dem man diskrete Treffen arrangieren kann, ohne von den Hauptstadtjournalisten gleich entdeckt zu werden. Gerade die Parteien nutzen die Stadt und die Infrastruktur oft für informelle Treffen. Aber auch Lobbyisten laden hier immer wieder zu Seminaren und Veranstaltungen ein, um dem Rampenlicht der Hauptstadt zu entfliehen.